Resilienz zwischen Kritik und Hoffnung. Aktuelle Perspektiven der Resilienz- und Transformationsforschung.
Wer über „Resilienz“ nachdenkt, denkt auch über „Krisen“ nach, seien es gesellschaftliche Krisen oder individuelle – und selten ist die eine Perspektive von der anderen strikt zu trennen. Für die neueste Resilienzforschung bedeutet dies, intensiver als bisher über die Wechselwirkung zwischen individueller, interaktiver und systemischer Resilienz nachzudenken, und das wiederum ist nur im interdisziplinären Gespräch möglich. So ist z.B. die Erderwärmung nicht nur eine Folge der individuellen Lebensführung und der Lebens- und Wirtschaftsweise der modernen Gesellschaft, sondern wirkt zugleich auf die gesellschaftlichen Verhältnisse zurück und erzeugt enorme Herausforderungen. Viele gesellschaftliche Institutionen, Infrastrukturen und gewohnte Verhaltensmuster müssen sich in großer Schnelle verändern: Stromerzeugung, Städtebau, Mobilität, Landwirtschaft, Ernährung etc. Dies wird wiederum erhebliche zusätzliche soziale Unsicherheit hervorrufen. Auf diese doppelte Verunsicherung reagiert die Gesellschaft mit unterschiedlichen Strategien, die die gesellschaftliche Resilienz stärken sollen. In individueller Hinsicht lässt sich von Resilienzprozessen sprechen, deren Dynamik sich zwischen Destruktivität, Hoffnung und Ambivalenz bewegt. Welche Formen von Resilienz in dieser Situation hilfreich sind, um das individuelle Aushalten und Gestalten von Ohnmacht, Angst und Sorge sowie insgesamt die Robustheit der Gesellschaft zu stärken und ihre Anpassungsfähigkeit zu erhöhen, ist allerdings auch nach 50 Jahren intensiver Forschung diskussionsbedürftig.
Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Cornelia Richter (Evangelisch-Theologische Fakultät, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn), Prof. Dr. Franziska Geiser (Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Bonn) und Prof. Dr. Jochen Ostheimer (Katholisch-Theologische Fakultät, Universität Augsburg) wurden im November 2023 in einem interdisziplinär besetzten zweitägigen Expertensymposium disziplinspezifische Resilienztheorien aus Theologie und Christlicher Sozialethik, Religionspsychologie, Psychosomatischer Medizin und Psychotherapie, Neurowissenschaften, Geographie, Sozioökonomie und Geschichtswissenschaften auf ihre aktuelle Leistungsfähigkeit hin kritisch geprüft.
Das Symposium bot 13 Expert*innen Raum für interdisziplinären Diskurs und intensiven Austausch und wurde mit einer abendlichen Podiumsdiskussion eröffnet. Neben der Klärung verschiedener Konzepte von Resilienz wurde auch die Relevanz der Beteiligung der gesellschaftlichen Öffentlichkeit beleuchtet und – daher der Titel „Resilienz zwischen Kritik und Hoffnung“ – das nach wie vor geltende Potential und die Nachhaltigkeit des Resilienzkonzepts diskutiert.
Die Gäste der öffentlichen Podiumsdiskussion „Zukunftskraft Resilienz – Wie können wir gut mit der Krise leben? Eine Diskussion zu Resilienz, Commitment und Community?“ waren:
Prof. Dr. Alexander Fekete, Institut für Rettungsingenieurwesen und Gefahrenabwehr, Technische Hochschule Köln
Prof. Dr. Sigrun Kabisch, Stadt- und Umweltsoziologie, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig
Prof. Dr. Juliane Noack Napoles, Institut für Soziale Arbeit, Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg
Prof. Dr. Cornelia Richter, Evangelisch-Theologische Fakultät, Universität Bonn
Moderation: Dr. Franz Mauelshagen, Geschichtswissenschaften, Universität Bielefeld
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